Die Stahlproduktion der Republik soll grüner werden. Dabei spielt der elektrische Strom eine entscheidende Rolle. Der Elektrotechnikingenieur Daniel Ketel unterstützt den Wandel.
Mit Elektrotechnik Nachhaltigkeit in andere Branchen bringen.
Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Duisburg (HKM) breiten sich auf über 2,5 Quadratkilometer aus. Das ist größer als der Zwergstaat Monaco. Hier wird Eisenerz bei bis zu 2.000 Grad eingeschmolzen, um im zweiten Schritt daraus Stahl zu machen. Eine gigantische Industriekulisse aus braunem Backstein, Kaminen, Rauch und endlosen Verkehrswegen, auf denen auch flüssiges Eisen vom Hochofen zum Konverter gefahren wird. Es ist der Ort, an dem der Elektrotechnikingenieur Daniel Ketel arbeitet. Ein E-Techniker in einem Stahlwerk? Um das zu verstehen, muss man einen gedanklichen Umweg machen: Für eine Tonne Eisen benötigt man im Hüttenwerk rund 0,5 Tonnen Kokskohle, die das Erz bis zum Schmelzpunkt erhitzt. Dabei werden enorme Mengen Kohlendioxid freigesetzt, die zukünftig vermieden werden sollen. Dabei wiederum spielt Strom eine entscheidende Rolle.
Bisher wurde elektrische Energie im Hochofen und den angrenzenden Anlagen jedoch nur für kleine Teilbereiche wie z. B. Brennluftgebläse und Filter eingesetzt. Die hohe Energiedichte von Kohle und Gas war bislang unersetzlich für diese extremen Industrieanforderungen. Mit dem politisch angestrebten Ziel zum grünen Stahl wird Strom auch im Hüttenwerk zum Energieträger der Zukunft. Aber: „Die Anforderungen an die elektrische Infrastruktur, also Kabel, Transformatoren, Schaltanlagen und vieles mehr, der Hütte stammen aus einer Zeit, in der die Energie primär aus fossilen Energieträgern kam. Das elektrische Hüttennetz ist also für den zukünftigen elektrischen Strombedarf massiv unterdimensioniert,“ erklärt Daniel. Und genau das Problem löst er nun.
Daniel ist mit seinen Eltern als Kind nach Japan gezogen, ging zur Deutschen Schule Tokyo Yokohama und machte dort schließlich sein Abitur. Auf dem Weg dorthin hatte er zwei wichtige Hobbies: Er war viele Jahre einer der Tontechniker in der Schulaula und programmierte zuhause in diversen Programmiersprachen. Damit stand der Berufswunsch fest – er wollte Tontechniker werden. „Ein Lehrer meinte dann aber, ich soll doch lieber Elektrotechnik studieren, um mich vielleicht später auf Audiotechnik zu spezialisieren, weil die Tontechnik allein thematisch so eingeschränkt sei. Genau so habe ich es dann auch gemacht.“ Aber nicht in Japan, sondern in Deutschland.
„Ich komme so ziemlich mit jeder Zunft in Berührung, weil ich das Projekt von vorne bis hinten begleite.“
Daniel schrieb sich an der Universität Duisburg-Essen für International Studies in Engineering ein. Genauer: Electrical and Electronic Engineering. Einige Jahre später wechselte er zur Fachrichtung Computer Science and Communications Engineering. Währenddessen arbeitete er bereits als studentische Hilfskraft in dem Hochspannungs-Prüflabor an der Uni und strebte eine akademische Laufbahn an. Die Jahre vergingen und er reifte zum Laborleiter. Bis eines Tages ein externer Großkunde das Prüflabor betrat und ihm einen Job abseits der Uni anbot. Dass zeitgleich auch Headhunter auf den nunmehr erfahrenen Masterabsolventen aufmerksam wurden, kam hinzu. Sicherlich auch, weil er überdies inzwischen an der Zukunft der internationalen Normung auf dem Gebiet der Hochspannungstechnik mitarbeitete.
„Ich überlegte dann und entschied mich letztlich für die Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Duisburg, weil allein die Einführung hier ganz besonders war und ich das Unternehmen einfach spannend finde. Nicht zuletzt meine flexiblen Arbeitszeiten inklusive Homeoffice spielen für mich als Vater von drei Kindern eine wichtige Rolle.“ Nun kümmert er sich u. a. um die Erneuerung von hunderten Kilometern Kabel, durch die die elektrischen Ströme der Zukunft im Hüttenwerk fließen. Obwohl er erst seit 2023 hier tätig ist, leitet er bereits diese Projekte im gesamten Werk – gemeinsam mit sechs Kolleg*innen. Geht es also beispielsweise um den Austausch eines alten Energiekabels, das zukünftig ein Vielfaches der Leistung übertragen muss, fängt sein Job bei der Aufgabenstellung an, reicht über ein sogenanntes Lastenheft, das alle Teilschritte beinhaltet, über die Suche nach passenden Partnern bis zur Inbetriebnahme. Dabei arbeitet er auch mit anderen Ingenieur*innen aus den Bereichen Statik, Elektrotechnik, Maschinenbau und Anlagentechnik zusammen „Ich komme so ziemlich mit jeder Zunft in Berührung, weil ich das Projekt von vorne bis hinten begleite.“
Die Ingenieurnachwuchs-Initiative des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall.
Seit 1998 widmet sie sich bereits den Themen Ingenieurwesen und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Ihr Ziel ist es, junge Menschen schon frühzeitig für den Ingenieursberuf sowie Naturwissenschaften und Technik zu begeistern.
Herunterladen und zurücklehnen: Mit der think ING. App kannst du deine Interessen angeben, Suchaufträge anlegen und die für dich passenden Studiengänge, Praktika, Jobs & Co. erhalten. Jetzt herunterladen!